JIRI SIGUT



Statement des Künstlers

 

Es scheint, als ob heute überhaupt nicht dunkel werden sollte, und so verliere ich beim Warten auf die Dunkelheit viel Zeit. Ich bereite mir langsam Papier vor. Ich verlasse die Wohnung und mache mich auf den Weg durch die sehr warme Nacht mit der Absicht, eine geeignete Schlafstelle aufzusuchen. Außerhalb der Stadt nahm mich ein Stück gemähten Felds gefangen. Ich ziehe mich ganz aus, breite Papier aus und legen mich darauf. Ein Stern fällt runter und hinterlässt einen außergewöhnlich langen und klaren Schwanz. Ich versuche Augen zu schließen und einzuschlafen. Jede wie auch winzige Körperbewegung bringt das Geräusch des zerknitternden Papiers hervor. Ich nehme die Erdoberfläche wahr, stechende Halmreste und den Mond, die Sterne und die unübersehbare Ferne des Weltalls über mir. Ich empfinde ein seltsames Gefühl, vielleicht Angst und Kälte, das anfangs fast unwahrnehmbar schien. Ich vertreibe lästige Insekten und fühle sanfte Berührungen der Flügel der Nachtschmetterlinge. Langsame Kälteschwingungen des Körpers werden immer schneller. Unter fallendem Tau beginne ich zu niesen. Das Körperschütteln wird andauernd. Es fällt ein Stern und der Mond, dessen Bewegung für mich der einzige Beleg der Zeit ist, ändert seine Lage und steht direkt über mir. Die Kälte wird unaushaltbar und mir ist klar, daß ich heute sicher nicht mehr einschlafe. Ich versuche aufzustehen, aber der Körper ist allzu steif. Schließlich gelingt es mir doch. Ich rolle das Papier zusammen, das dank der Feuchtigkeit biegsamer wurde, ich ziehe mich an und mache mich auf den Rückweg. Das Gehen wärmt mich auf. Ich komme nach Hause, vermeide den Blick auf die Uhr, bereite mir Tee zu und schreibe diese Zeilen. Draußen beginnt der Tag langsam anzubrechen.

 

Schlafversuch, 21. – 22. 7. 1992

Statement of the artist

 

It seems that today should not be dark at all, so I lose a lot of time waiting for darkness. I slowly prepare paper for myself. I leave the apartment and make my way through the very warm night with the intention of finding a suitable place to sleep. Outside the city a piece of mowed field captured me. I undress completely, spread paper and lie down on it. A star falls down, leaving an exceptionally long and clear tail. I try to close eyes and fall asleep. Every body movement, however tiny, brings out the sound of the crumpling paper. I perceive the surface of the earth, stinging remnants of stalks and the moon, the stars and the immense distance of the universe above me. I feel a strange sensation, perhaps fear and cold, which at first seemed almost imperceptible. I drive away annoying insects and feel gentle touches of the wings of night butterflies. Slow cold vibrations of the body become faster and faster. Under falling dew I begin to sneeze. The body shaking becomes continuous. A star falls and the moon, whose movement is the only evidence of time for me, changes its position and stands directly above me. The cold becomes unbearable and I realize that I will surely not fall asleep today. I try to get up, but the body is all too stiff. Finally, I do succeed. I roll up the paper, which has become more pliable thanks to the humidity, I get dressed and start walking back. Walking warms me up. I get home, avoid looking at the clock, prepare myself some tea and write these lines. Outside, the day slowly begins to dawn.

 

Sleep attempt, 21 - 22. 7. 1992



Unikate: Records I


Unterschiedliche Größen / Silbergelatine Prints
various sizes / silver gelatine Prints

30 x 40 cm
50 x 60 cm
100 x 100 cm
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