Peter Neusser - Visualismus
Die Fotografien von Peter Neusser sind strenge Arbeiten des Verharrens vor Ort, des Weges, und Einsichten in die urbane Kommunikation, in der das Vermittelnde sogleich verstellend wirkt. Der Horizont erscheint im urbanen Dickicht erreichbar, nicht als ein Versprechen oder eine Sehnsucht der Ferne, sondern eher als eine zufällige architektonische Lichtung durchfährt er die Bilder. Wenn das Spiel zwischen Schärfe und Unschärfe der Betrachtung eine Zeit der Entwicklung in Aussicht stellte oder einen Weg, der noch zu gehen wäre, so lenkt Neusser das perspektivische Versprechen in die Künstlichkeit des Ausschnitts, oder sagen wir der verschobenen Fokussierung. Nicht um der Identität einer Stadt willen porträtiert Neusser die Stadt München, auch ist es kein Porträt, vergeblich würden wir ein Gegenüber suchen, vielmehr wird der Betrachter behutsam in den Text der Urbanität eingeführt. Im Bild wird unsere Einsicht aufgebaut, und Peter Neusser gelingt eine Konstruktion, die den ansonsten zentralperspektivisch gerüsteten Blick verunsichert und Mittelpunkte zu Marginalien führt. Diese Fotografien sind feine Verschiebungen, Dislozierungen einer Anschauung, die den architektonischen Raum als Bezugspunkt für die Entfaltung der Zeit benötigt. Die Bilder verdichten den Schwindel der Bewegung und die Starre des Gebauten zu einem tatsächlich verwegenen Einblick in das Städtische: Wir sind abgelenkt. Wenn die Architektur eine (Ab)stimmung von Innen- und Außenraum baut, dann fotografiert Peter Neusser aus dem Inneren der Stadt in ihr Inneres hinein.
Hubert von Amelunxen
Peter Neusser - Visualism
The photographs by Peter Neusser are strict work of pausing on location, on the path, and insights into the urban communication, in which the mediating is blocking something. The horizon is accessible in the urban jungle, not as a promise or a longing in the distance, but rather as an accidental architectural clearing he moves through the images. If the game between sharpness and blur would promise contemplation a time for development or a path to take, so Neusser directs the perspective promise to the artificiality of the detail, or shall we say the shifted focus. Not for the identity of a city Neusser portraits the city of Munich, also it is not a portrait, in vain we would seek a counterpart, but the viewer is gently inserted into the text of urbanity. In the picture our insight is built, and Peter Neusser gets a construction which irritates the usual central perspective view and leads midpoints to marginalia. These photographs are fine movements, deployments of an intuition that requires architectural space as a reference point for the development of time. The images compress the dizziness of movement and the rigidity of construction to a really daring insight into the Urban: We are distracted. If architecture is a coordination of inner and outer space and a coordination of atmosphere of both, then Peter Neusser photographs from inside into the inner city.
Hubert von Amelunxen