Laurence Chaperon


Im Dialog mit der Macht

 

Seit mehr als drei Jahrzehnten schreibt die in Paris geborene Fotografin Laurence Chaperon mit ihrer Kamera in das kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik ein – eindringlich, nahbar und zugleich von unbestechlicher Klarheit. Ihre Aufnahmen prägen Wahlkämpfe, Magazin-Titelblätter und Bildbände; sie verleihen Politiker-, Wirtschafts- und Kulturpersönlichkeiten eine ikonische Präsenz und offenbaren doch die fragile Menschlichkeit hinter den Fassaden der Macht.

 

Von der Bühne zur Kamera

 

Laurence Chaperon wurde 1961 in Frankreich geboren. Zehn Jahre lang tanzte sie als professionelle Ballerina in Paris und an der Oper Bonn unter Peter van Dyck – eine Ausbildung, die ihr Gespür für Haltung, Rhythmus und Körpersprache nachhaltig prägte. Noch während der Bühnenkarriere begann sie ein Studium der Fotografie und absolvierte ihre Ausbildung in einer Bonner Bildagentur. 1992 machte sie sich als freie Fotografin selbständig, zunächst in Bonn, seit 1999 in Berlin. Der Schritt in die Hauptstadt – damals das pulsierende Zentrum der jungen Republik – erwies sich als Initialzündung für ihr heutiges Œuvre.

 

Ein Vertrauensverhältnis zu den Taktgebern der Republik

 

Ob Kanzlerin, Bundespräsident oder Ministerpräsident – wer politisch Gewicht hat, kennt den diskreten Klick ihrer Kamera. Laurence Chaperon hat nahezu alle prägenden Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte fotografiert: Angela Merkel, Helmut Kohl, Frank-Walter Steinmeier, Annalena Baerbock, Olaf Scholz, Ursula von der Leyen, Christian Lindner, Norbert Lammert, Gregor Gysi, Wim Wenders, Iris Berben – um nur einige zu nennen.

 

Sie begleitet Wahlkämpfe, vertrauliche Hintergrundgespräche und internationale Gipfeltreffen. Ihre visuelle Handschrift zieht sich durch neun Bundestags-, 22 Landtags- und sieben Europawahlkämpfe. Medien wie Der SPIEGEL, Stern, Focus, Die Zeit, taz oder Le Monde publizieren regelmäßig ihre Reportagen; sie arbeitet für Fernsehredaktionen, Bundesministerien und globale Modehäuser wie Balenciaga.

 

Ikonen jenseits der Pose

 

Chaperons Arbeitsweise ist geprägt von Ruhe, Konzentration und psychologischer Intuition. Anders als die flüchtige Pressefotografie sucht sie in konzentrierten Inszenierungen den entschiedensten Augenblick: strenge Lichtführung, reduziertes Farbspektrum, ein Blick, der den Betrachter unmittelbar adressiert. Diese Ästhetik – eine Synthese aus klassischem Porträt und dokumentarischem Moment – verleiht ihren Motiven Würde, ohne sie zu verklären. Tagesspiegel-Autor Kai Müller nannte sie treffend eine „Ästhetikerin der Macht“ – jemand, der Politiker\*innen „geschmeichelt fühlen lässt, ohne sie zu verschönern“.

 

Langzeitbeobachtung als Zeitdokument

 

Besonders eindrucksvoll ist Chaperons jahrzehntelange Begleitung einer Kanzlerin: Seit den späten 1990er-Jahren hielt sie Kabinettssitzungen, Wahlnächte, Staatsbesuche und stille Momente hinter den Kulissen fest – und dokumentierte so Aufstieg, Amtszeit und Abschied einer politischen Epoche. Die Deutsche Welle attestierte ihren Fotografien „ikonische“ Kraft, weil sie „hinter die Kulissen der Macht schauen“ und gleichzeitig politische Botschaften transportieren.

 

Laurence Chaperon gilt heute als die bedeutendste Dokumentarfotografin des politischen Lebens in Deutschland seit den 1990er-Jahren. Ihr Werk ist ein einzigartiges Zeitarchiv der Bundesrepublik im Übergang zwischen analogem und digitalem Zeitalter. Ihr fotografisches Gesamtarchiv umfasst rund 250.000 Negative – dazu kommen mindestens 500.000 digitale Aufnahmen, entstanden über mehr als drei Jahrzehnte hinweg. Dieses gewaltige visuelle Gedächtnis macht sie zu einer Schlüsselfigur nicht nur der deutschen Porträtfotografie, sondern der politischen Zeitgeschichte selbst.

 

Publikationen – Bücher als visueller Essay

 

Ihre Langzeit-Arbeiten mündeten in mehrere Buchpublikationen. 2021 erschien der großformatige Band „Augen-Blicke mit Angela Merkel. Nahaufnahmen aus 20 Jahren“ (FinanzBuch Verlag, Vorwort Emmanuel Macron). Das Buch versammelt Chaperons behutsame Annäherung an die Kanzlerin von 1999 bis 2021 und zeigt eine Politikerin jenseits offizieller Posen – getragen von Respekt, Nähe und dem Vertrauen einer außergewöhnlich langjährigen Zusammenarbeit.

2023 folgte „Der Blick einer Frau“ (Plassen Verlag, 160 S.), ein Bild-Essay über weibliche Führungsstärke mit Porträts u. a. von Iris Berben, Annalena Baerbock und Angela Merkel.

Bereits 2009 trug Chaperon den fotografischen Hauptteil zu „Angela Merkel – Das Porträt“ (Droemer Verlag) bei – einer frühen Würdigung der damals ersten Kanzlerin, herausgegeben von Sebastian Graf von Bassewitz. 

 

Alle Publikationen belegen den doppelten Ansatz der Fotografin: analytischer Abstand und emotionale Nähe.

 

Bedeutung und Ausblick

 

Laurence Chaperon hat die politische Bildsprache Deutschlands entscheidend mitgeprägt. Ihre Fotografien vermitteln ein Bewusstsein dafür, dass Macht nicht nur Pose ist, sondern Beziehung – ein Dialog mit Gesprächen, Konfrontation, Provokation, Blicken, Gesten, Stille und der Bereitschaft sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen. In einer Zeit, in der Bild­erzeugung durch Algorithmen allgegenwärtig wird, setzt Chaperon auf das unersetzbare Moment menschlicher Präsenz.

 

Ihre Aufnahmen sind Porträts im tiefsten Sinne des Wortes: Sie erzählen nicht nur von den Abgebildeten, sondern immer auch von einer Gesellschaft – ihren Werten, Spannungen und Hoffnungen. Mit ausgewählten Editionen, Ausstellungen und neuen Projekten wird ihr Werk in den kommenden Jahren weiter sichtbar bleiben – als fotografisches Gedächtnis einer Republik im Wandel.

In dialogue with those in power

 

For more than three decades, Paris-born photographer Laurence Chaperon has been capturing images with her camera that have become part of the collective memory of the Federal Republic of Germany – images that are haunting, accessible and, at the same time, of uncompromising clarity. Her photographs have shaped election campaigns, magazine covers and illustrated books; they lend politicians, business leaders and cultural figures an iconic presence, yet reveal the fragile humanity behind the facades of power.

 

From the stage to the camera

 

Laurence Chaperon was born in France in 1961. She danced as a professional ballerina in Paris and at the Bonn Opera under Peter van Dyck for ten years – training that had a lasting influence on her sense of posture, rhythm and body language. While still pursuing her stage career, she began studying photography and completed her training at a photo agency in Bonn. In 1992, she started her own business as a freelance photographer, initially in Bonn and then, since 1999, in Berlin. The move to the capital – at that time the pulsating centre of the young republic – proved to be the initial spark for her current oeuvre.

 

A relationship of trust with the republic's trendsetters

 

Whether chancellor, federal president or minister-president – anyone with political clout knows the discreet click of her camera. Laurence Chaperon has photographed almost all of the influential figures in post-war German history: Angela Merkel, Helmut Kohl, Frank-Walter Steinmeier, Annalena Baerbock, Olaf Scholz, Ursula von der Leyen, Christian Lindner, Norbert Lammert, Gregor Gysi, Wim Wenders, Iris Berben – to name but a few.

 

She accompanies election campaigns, confidential background discussions and international summit meetings. Her visual signature runs through nine Bundestag, 22 state parliament and seven European election campaigns. Media outlets such as Der SPIEGEL, Stern, Focus, Die Zeit, taz and Le Monde regularly publish her reports; she works for television editorial offices, federal ministries and global fashion houses such as Balenciaga.

 

Icons beyond the pose

 

Chaperon's working method is characterised by calmness, concentration and psychological intuition. Unlike fleeting press photography, she seeks the most decisive moment in concentrated stagings: strict lighting, a reduced colour spectrum, a gaze that addresses the viewer directly. This aesthetic – a synthesis of classic portraiture and documentary moment – lends her subjects dignity without romanticising them. Tagesspiegel author Kai Müller aptly called her an ‘aesthetician of power’ – someone who makes politicians ‘feel flattered without embellishing them’.

 

Long-term observation as a historical document

 

Chaperon's decades-long accompaniment of a chancellor is particularly impressive: since the late 1990s, she has captured cabinet meetings, election nights, state visits and quiet moments behind the scenes, documenting the rise, tenure and departure of a political era. Deutsche Welle attested to the ‘iconic’ power of her photographs because they ‘look behind the scenes of power’ while conveying political messages.

 

Laurence Chaperon is now considered the most important documentary photographer of political life in Germany since the 1990s. Her work is a unique archive of the Federal Republic of Germany in transition between the analogue and digital ages. Her photographic archive comprises around 250,000 negatives, plus at least 500,000 digital images, taken over more than three decades. This enormous visual memory makes her a key figure not only in German portrait photography, but also in contemporary political history itself.

 

Publications – books as visual essays

 

Her long-term work has resulted in several book publications. In 2021, the large-format volume ‘Augen-Blicke mit Angela Merkel. Nahaufnahmen aus 20 Jahren’ (FinanzBuch Verlag, foreword by Emmanuel Macron) was published. The book brings together Chaperon's careful approach to the Chancellor from 1999 to 2021 and shows a politician beyond official poses – carried by respect, closeness and the trust of an exceptionally long-standing collaboration.

2023 saw the publication of ‘Der Blick einer Frau’ (Plassen Verlag, 160 pages), a photo essay on female leadership with portraits of Iris Berben, Annalena Baerbock and Angela Merkel, among others.

In 2009, Chaperon contributed the main photographic section to Angela Merkel – Das Porträt (Droemer Verlag) – an early tribute to the then first female chancellor, edited by Sebastian Graf von Bassewitz.

 

All of her publications demonstrate the photographer's dual approach: analytical distance and emotional closeness.

 

Significance and outlook

 

Laurence Chaperon has had a decisive influence on Germany's political visual language. Her photographs convey an awareness that power is not just a pose, but a relationship – a dialogue involving conversation, confrontation, provocation, glances, gestures, silence and a willingness to face the challenges of the present. At a time when image generation by algorithms is becoming ubiquitous, Chaperon focuses on the irreplaceable moment of human presence.

 

Her photographs are portraits in the deepest sense of the word: they tell not only about those depicted, but always about a society – its values, tensions and hopes. With selected editions, exhibitions and new projects, her work will remain visible in the coming years – as the photographic memory of a republic in transition.

 



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